urban swimming II

Pack die Badehose ein, nimm dein kleines Schwesterlein… hiess es zum nunmehr zweiten mal. Die genial einfache Idee, in die Limmat zu hüpfen, stammte von chb. Was soll man sonst an einem solchen 35°-Tag (a.k.a. Texas day) auch machen?

Bevor zur Tat geschwommen werden konnte, verlängerte msä zunächst die Strecke auf knapp 4½ Kilometer vom Landesmuseum (Dim-Sum-Steg) zur Werdinsel (Trombik Marina). Dann wurde per WhatsApp um die Startzeit gefeilscht. Ob der gegen 19:25 Uhr bevorstehenden schweren Gewitter einigte man sich schliesslich auf 17:30.

Limmatschiff weg, Velo versorgt, Kägifret verputzt, alles in den Seesäcken verstaut sowie die sechs Bederegeln noch mal verinnerlicht und schon gehts los: Urban Swimming vom Feinsten! Wo gibt’s denn so was? Rom, Paris, London, Singapore [1]? Höchstens Extremsportler mit Neoprenanzug und Todessehnsucht wagen sich dort ins Wasser.

Zunächst planschen die drei Freunde gemütlich am schwitzenden Volk am Platzspitz vorbei. Der Kerl auf der Slackline macht uns Eindruck. Wir ihm allerdings auch und schon ist auch er nass. Dann der obere Letten, die Strömung zieht an. Viel Volk, Tattoos und eine Latzhose. Quoi?! Vorbei an der Bademeisterin, die aufgegeben hat, etwas zu sagen, wenn man am Verbotsschild vorbei Richtung Kraftwerk schwimmt. Zwei Kaplanturbinen mit 4MW Leistung by the way.

Ausstieg beim Bootsgleis oder wie das Ding auch immer heisst. Und immer wieder verschlossene Törchen. Aber das ist wohl Absicht, um den Kick des Verbotenen bei den überraschend vielen amerikanischen Mitschwimmern noch ein bisschen zu erhöhen. In Amerika klettert nämlich nur ein Extremsportler mit Neoprenanzug und Todessehsucht über ein verschlossenes Tor mit Warnschild.

Nach dem Kraftwerk wieder rein ins Nass, cool durch den unteren Letten und weniger cool ans Gitter gemanscht. Ich beherrsche einfach die Technik des Landens dort nicht. Gut, wenigstens gibt mir der Bademeister diesmal keine mitleidigen Tipps. Ein bisschen Surfen und schon geht’s weiter am schattenspendenden, halben Silo vorbei. Die Stromschnellen nach dem Wipkingerpark überraschen chb und mich. Lti hat diesen Abschnitt kürzlich durchschwommen und kennt die Ideallinie. Dann wird’s noch mal ruhig und tief. Am Ufer klettern Kinder an Barken herum, Jogger hüpfen beschwingt vorbei und die Sonne verschwindet langsam im Dunst der nahenden Gewitterfront. Beim Wehr an der Werdinsel gehen wir mit vielen anderen an Land.

Als nächstes gibt’s zarte Füsschen auf Indianerterrain die Werdinsel durab. Dann duruf durchs Quartier. Dort gibt’s zunächst eine Abkühlung durch ein Mädchen mit Gartenschlauch und gleich nachher eine von oben: Schwere Tropfen künden das drohende Gewitter an. Gut sind wir noch in der Badehose. Ich wähne mich in der Szene von Bluesbrothers, wo ZZ-Top Ghost Riders in the Sky spielen. Okay – NOT: Der Regen dauert knappe 10 Minuten, kein Gewitter weit und breit und schon bald scheint wieder die Sonne.

Umziehen und Duschen bei der Trombik AG. Totaler Gesichtsverlust weil der Chef das Büro in den Badehosen betritt. Der letzte Rest Autorität ist dahin. Als Rettungsmassnahme legt sich lti voll ins Zeug und erklärt seinen Schlümpfen, wie’s geht. Ohne ihn geht’s eben einfach nicht! Geheimes Anbringen von diversen Zettelchen an altem Gerät durch msä.

Dann – endlich – Tramfahrt zur Pizzeria. Gleich beim Notausgang [2] und grad gegenüber von der Privatdetektiv Akademie essen wir auf Loungesesseln, die für gemischte Gefühle sorgen. Immer wieder verlassen Akademiker das unauffällige Gewerbegebäude gegenüber. In Erinnerung bleiben werden uns zweifellos der Blinde, der Wasserskifahrer und der Surfer. Das Essen ist gut, die Bedienung hätte noch mehr Umsatz aus uns herauspressen können. Ja nu, holen wir’s uns halt am Brunnen, gratis.

Alles in Allem ein würdiger Abschluss für einen heissen Tag, danke!

 


 

[1] Genau, Gardens by the Bay heissen die Gärten, die dem Hirn eines durchgeknallten und inzwischen pensionierten CGI-Designers von Avatar entsprungen zu sein scheinen und Marina Bay Sands das Hotel in erwähnter Stadt.

[2] Jaha, so was gibt’s auch in Gartenbeizen!

2 Gedanken zu „urban swimming II“

  1. Slip heisst das, Slip! Mann! :) Minuziös rapportierte Ereignisse in einem geilen Beitrag! Merci!

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