Meerrettich gab‘s heute nicht, man fachsimpelte bloss darüber…
Wegen einer unvorsichtigen Aussage beim letzten Jour Fixe wusste ich von den Lohnerhöhungen bei Pesc‘s Firma. Also lud ich mich kurzerhand selber zum G-Essen ein – G11, G12, G16, wen kümmerts. Noch an der Bushaltestelle beim Hallenbad reservierte Pesc zwei Plätze – nicht im Mövenpick am Flughafen, wie ich zunächst meinte – sondern im Café Boy, was sich als sehr gute Wahl entpuppen würde. Beim Abmachen der Zeit beugte er gekonnt eventuellen Missverständnissen vor, indem er Redundanz einbaute: „Mir chöme i ¾ Stund. So am haubi Siebni.“
Die Anreise traten wir via Hardbrücke und -platz an. Velostreifen mitten über das Tramperron? Dafür hat’s schöne Lichtlein, die einem zur nächsten Tramtüre begleiten – fast. Aber die Sihlfeldstrasse hat sich gemacht: Früher der doppelspurige Vorhof zur Verkehrshölle, heute ruhige Wohngegend mit alten Stadthäusern, wirklich schön. Noch schnell ein Bildli von einer Synthiewand in einem Schaufenster für Hampi und schon sind wir im Resti angekommen. Trotz oben beschriebener Reservation wurden wir erst um halb Acht erwartet, was aber völlig egal ist.
Während einem Gin Tonic und einem weissen Martini aus Zürich wird ausgelesen. Pesc schiebt seine Karte nach etwa 30 Sekunden – das macht er nur, um mich zu ärgern – jovial zur Seite und widmet sich wieder seinem Gin. Ich nehme den Wintersalat mit Rohschinken vom Wollschwein und die Kalbsleberli mit Spätzli und Bohnen. Mutig, wie Pesc in solchen Angelegenheiten ist, entscheidet er sich für das Überraschungsmenu. Erst beim Servieren der Speisen bemerke ich die angenehmen Nebenwirkungen eines solchen Surprise-Menus: Während mir die charmante Dame das Essen mit den Worten „Du weisch ja hoffentlich, was’d häsch“ hinschiebt, geht es bei meinem Gegenüber natürlich länger: „Da hämmer frittierti Aubergine mit Jakobsmuschel-Carpagio uf emene Bett vo marinierte Bire, (an dieser Stelle wird um die Wette gelächelt) ich wünsch dir ganz en Guete“. Natürlich sorgt das Überraschungsmenu auch zwischen den Gängen für reichlich Gesprächsstoff und Mutmassungen, zum Beispiel über das eingangs erwähnte Meerrettichbett. Es geht aber auch um die Sehnsucht nach dem Allenmoos, Elmar Ledergerber und den am Nebentisch stattfindenden sogenannten Lust-Lunch – da kommt mir grad der beim Fön stehende, leise vor sich hin stöhnende Hallenbad-Benutzer von vorhin in den Sinn – aber zurück zur Timeline: Auch beim Dessert lässt sich Pesc überraschen. Ich halte mich an die Karte und geniesse das Mini Bündner Nusstörtli mit Mangoglace zusammen mit einem Chai.
Wiedermal ein gelungener Abend mit gutem Freund und tollem Essen, herzlichen Dank!
Toller Bericht! Aber ich muss jetzt natürlich schon fragen: Werde ich nicht mehr informiert/eingeladen bei JF Essen? Ist es dann noch Jourfixe, im Sinne dieses Klübblis? Fragen über Fragen…